Kurzfassung: Je lichter ein Waldbestand unter sonst gleichen Bedingungen ist, desto höher ist auch die Sonneneinstrahlung und in Folge dessen steigt die Oberflächentemperatur. Die daraus resultierenden Randeffekte können viele Meter, typischerweise eine Baumlänge, in die Wälder hineinreichen.[1]
Freiflächen im Wald sind einer direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Folglich wird die Oberflächentemperatur beeinflusst. Bei angrenzenden Bäumen, die nicht auf diese Freistellung eingestellt sind, kann dies zu mehr Stress und möglicherweise erhöhter Mortalität führen. Besonders betroffen sind dabei Schattbaumarten wie zum Beispiel die Rotbuche. Durch den plötzlichen Lichteinfall kann die Rotbuche Rindenschäden, sogenannten „Sonnenbrand“, erleiden, was letztendlich auch zum Absterben des Baums führen kann.[2] Ein negativer Einfluss durch Waldrandeffekte auf die Baumgesundheit konnte u.a. auch für die Kiefer nachgewiesen werden.[3]
Dabei muss aber auch bedacht werden, dass die tatsächlich von den Effekten der Windenergie betroffene Waldfläche, selbst mit den genannten Randeffekten, verschwindend gering ist im Vergleich zur gesamten Waldfläche, die nicht von Windrädern betroffen ist. Etwa 0,016 % der bundesweiten Waldfläche wird durch Windenergie in Anspruch genommen.
Auch sind die potenziellen Schäden durch Windenergieanlagen in den Kontext der konventionellen Waldbewirtschaftung zu setzen. Die punktuellen Waldschäden, die durch Windenergieanalgen entstehen können, sind stark zu relativieren angesichts der immer noch vorherrschenden großflächigen Praxis der intensiven Forstwirtschaft.
Gleichzeitig spielt der Faktor Licht eine Schlüsselrolle beim Erhalt und Schutz der Biodiversität. Daher sollten durch eine entsprechende Gestaltung von mehrstufigen und strukturreichen Waldinnensäumen und der Sukzessionsflächen neue Habitate für lichtliebende Arten geschaffen werden.
[1] u.a. nachgewiesen in folgenden Studien: Hofmeister, J. et al. (2019): Microclimate edhe effects in small fragments of temperate forests in the context of climate change. FOREST ECOLOGY AND MANAGEMENT 448: 48-56.
[2]] NW- FVA (2019). Komplexe Schäden an Rotbuche (Fagus sylvatica) und Auswirkungen des trockenen und heißen Sommers 2018 auf ältere Bestände. Waldschutzinfo Nr. 06/ 2019
[3] Buras. A. et al. (2018). Are Scots pine forest edges particularly prone to drought-induced mortality? Environmental Research Letters, 13(2), Artikel 025001.