Kurzfassung: Ein Windrad besteht zum größten Teil aus recycelbarem Beton und Stahl. Das Recyclingverfahren von Rotorblattmaterialien beschränkt sich bisweilen auf mechanische Zerkleinerung und anschließende Verbrennung in der Zementindustrie oder der Müllverbrennung.[1] Neuste Erkenntnisse aus der Forschung zeigen aber: Der Weg zum voll recycelbaren Rotorblatt ist möglich.

Aktuell werden bereits 80-90 Gewichtsprozent der verwendeten Materialien einer Windenergieanlage (WEA) wieder verwertet.[2] Den größten Anteil am Gesamtgewicht nehmen Beton und Stahl ein. Bei den sehr leichten Rotorblättern (auf ihr Volumen bezogen) findet bisher fast kein Recycling statt. Sie bestehen zum größten Teil aus faserverstärktem Kunststoff, werden in der Regel zerkleinert und landen in der Verbrennung. Bei der Verbrennung in Zementöfen wird der Glasanteil der faserverstärkten Kunststoffe in den Zement eingelagert. In der Müllverbrennung bleibt dieser als Abfall zurück. Wenn Kohlefasern zum Einsatz kamen, funktionieren herkömmliche Verbrennungsanlagen in der Regel nicht. [3] Auf Deponien dürfen die Rotorblätter nicht landen. In Deutschland besteht seit 2005 ein Deponieverbot.[4]

Ausblick: Seit März 2023 drehen sich vor Helgoland die ersten voll recycelbaren Rotorblätter. Möglich macht das ein neuartiges Harz.[5] Aufgrund seiner chemischen Struktur können die eingesetzten Materialien des Verbundes wieder voneinander getrennt und anschließend recycelt werden.[6] Auch bei zukünftigen Projekten werden die voll recycelbaren Rotoren verstärkt zum Einsatz kommen: Im Windpark Sofia vor der Küste Großbritanniens beispielsweise sollen von 100 geplanten Anlagen 44 mit den voll recycelbaren Rotoren ausgestattet werden.[7]

Auch interessant: Insgesamt wurden im Jahr 2015 in Europa 1.069.000 Tonnen glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK) produziert. Davon wurden 34 Prozent in der Konstruktionsbranche verbraucht, zu der auch Windräder gehören. Die Bereiche Transport (35 %), ebenso wie Elektronik- und Sportgeräte (30 %) weisen ebenfalls einen sehr hohen GFK-Verbrauch auf. Dagegen sind bei kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen (CFK) nur etwa 14 % des Verbrauchs für Windräder bestimmt. Die größten Abnehmer sind die Luftfahrtindustrie, das Militär (31 % zusammen) sowie die Fahrzeugindustrie (21 %).[8]

Weiterführende Infos:

BWE, (2023). Rückbau und Recycling von Windenergieanlagen 

UBA, (2022). Abschlussbericht Entwicklung von Rückbau- und Recyclingstandards für Rotorenblätter 

Frauenhofer ICT. Recycling von Windkraftanlagen


[1] https://www.materials.fraunhofer.de/de/Geschaeftsfelder/Energie_Umwelt/recycling-von-grossformatigen-compositebauteilen–rotorblaettern.html

[2] https://www.ict.fraunhofer.de/content/dam/ict/de/documents/medien/ue/UE_klw_Poster_Recycling_von_Windkraftanlagen.pdf

[3] https://www.materials.fraunhofer.de/de/Geschaeftsfelder/Energie_Umwelt/recycling-von-grossformatigen-compositebauteilen–rotorblaettern.html

[4] https://www.wind-energie.de/presse/pressemitteilungen/detail/branchenorganisationen-begruessen-aufruf-zum-europaweiten-deponieverbot-fuer-windenergieanlagen/

[5] https://www.rwe.com/presse/rwe-renewables/2021-09-07-rwe-testet-in-ihrem-offshore-windpark-kaskasi-das-weltweit-erste-recycelbare-rotorblatt/

[6] https://www.siemensgamesa.com/en-int/-/media/siemensgamesa/downloads/en/explore/journal/siemens-gamesa-recyclable-blade-infographic.pdf?la=en-bz&hash=9E3ED5E372844AB7E94D1164A6DA1CC3C149BC2C

[7] https://www.rwe.com/presse/rwe-offshore-wind-gmbh/2023-03-09-rwe-nutzt-recycelbare-rotorblaetter-fuer-offshore-windpark-sofia/

[8] https://www.bundestag.de/resource/blob/706672/83a3afbadfcc0134c053a14f1be859ab/WD-8-028-20-pdf-data.pdf

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